Dass es im Iran hohe Berge gibt, wusste ich schon lange. Schon als Schulkind haben mich Atlanten mit ihren
topographischen Karten fasziniert und von fast allen großen Gebirgen kannte ich die Namen der höchsten Berge. Aufgrund der geografischen Lage und der mir sonst bekannten Bilder aus Vorderasien hätte ich den Iran nicht unbedingt als geeignetes Ziel für Skitouren gehalten. Es könnte kontrastreicher kaum sein. Der Iran ist zum großen Teil ein heißer und trockener Wüstenstaat. Im Norden jedoch, zwischen der Hauptstadt Teheran und dem Kaspischen Meer erhebt sich das Elbursgebirge. Dieses schon über 4000m hohe Gebirge wird dann noch mal von mächtigen Gipfel des Damavand mit 5671m Höhe überragt.
Als Stefan Biggel, ein Kollege und Bergführer mir erzählte, dass er für Alpine Welten zum Skitouren in den Iran reisen wolle und mir sagte, dass es noch freie Plätze gäbe, war ich sofort elektrisiert. Der Damavand stand schon seit Jahren als Traumziel auf meiner Liste. Als Individualreisender hatte ich jedoch eine gewisse Scheu, in ein Land zu reisen, dessen gesellschaftliche und politischen Verhältnisse unter dem Eindruck westlicher Propaganda gänzlich im Dunklen lagen. Nachdem Alpine Welten aber lokalen Reiseleitern zusammenarbeitet und diese Unternehmung schon erfolgreich durchgeführt hatte, waren meine Bedenken schnell verflogen. Nach dem letzten exotischen Skitour auf den Elbrus vor 5 Jahren, war es mal wieder an der Zeit für ein fernes Abenteuer. Der Damavand gilt als einer der höchsten freistehenden Berge der Welt, vom Gipfel bis an die Küste des kaspischen Meers sind es gerade mal 65km. Der Berg, zur Zeit ein nicht aktiver Vulkan, überragt seine Umgebung des Elbursgebirge im Norden Irans gewaltig.
Aus alpinistischer Sicht hätte ich mir rückblickend betrachtet die Skitouren auch im Alleingang ohne Führung zugetraut. Die Aklimatisierungstouren und auch die Gipfeltour zum Damavand, waren technisch einfach, ohne große Gefahren von Absturz oder Verirrung oder gar Spaltenstürzen. Der südwestliche Anstieg zum Damavand ist gänzlich unvergletschert. Dank der späten Jahreszeit und des sonnigen Wetters war auch die Lawinengefahr eher gering.
Die Organisation durch Alpine Welten war perfekt. Hans kümmerte sich um sämtliche Formalitäten, Reisedokumente, Visas, Transfers vom Flughafen nach Teheran und von Teheran ins Gebirge.
Anfang Mai gings los. Eigentlich beste Skitourenzeit in den Alpen. Ob auch im viel heißeren und südlicher gelegenen Iran noch Schnee in den Bergen liegen würde? Aber das war schon gar nicht mehr so wichtig. Denn je näher der Reisetermin rückte, um so mehr las ich mich durch Literatur über den Iran und um so spannender empfand ich es, in ein mir völlig unbekanntes Land zu reisen und die Menschen dort zu sehen und ihre Lebensart zu erleben. So war das Bergsteigen und Skitouren für mich eigentlich schon fast zur Nebensache geworden, bevor es losging.
Angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit entschied ich mich dazu, keine hochwintertypische Skitourenausrüstung mitzunehmen. Lieber weniger Gewicht, wegen der großen Höhe und den großen Höhenunterschieden. Also kamen kein ABS-Rucksack und nur leichte und schmale Firnlatten mit spartanischer Dynafitbindung mit. Das erwies sich dann auch als absolut angemessen. Kälte und Wind darf man an so hohen und freistehenden Bergen aber auf keinen Fall vernachlässigen. Das kannte ich schon vom Elbrus. Hochwintertaugliche Kleidung darf in keinem Falls fehlen. Orkan bei -25°C ist kein Spaß. Weil man sich in der Höhe wegen der dünnen Luft nicht mehr so anstrengen kann, kühlt man auch trotz Bewegung leicht aus.
Anreise: Der Flug von München über Istanbul nach Teheran verlief reibungslos. Bis auf die Tatsache, dass in Istanbul das Flugzeug nach Teheran zur Abflugzeit noch nichtmal ein Teheran gestartet war und sich der Weiterflug um viele Stunden verzögerte. Ein erster Vorgeschmack auf den iranischen Zeitbegriff. Die Einreise in den Iran am Flughafen in Teheran war dann auch eine echte Geduldsprobe. Gefühlte 2 Stunden standen wir am Einreise-Schalter an. Der Hauptstadtflughafen hatte tatsächlich nur zwei Schalter geöffnet, an denen das gesamte internationale Passagieraufkommen abgefertigt wurde.
Danach gings erstmal zum Geldwechseln, was sonst nur an wenigen Stellen möglich ist und dann mit dem Shuttle-Bus in ein Teheraner Hotel, dass wesentlichem Standard entspricht. Schon bei der nächtlichen Fahrt durch Teheran konnten wir einen ersten Eindruck davon gewinnen, dass Teheran ein Stadt-Moloch von ungeheuren Ausmaßen ist. Nachts war das Verkehrsaufkommen noch überschaubar.
Der erste Tag: Teheran.
Nach einer kurzen Nacht begannen wir den Tag mit einem reichhaltigen Frühstück im Hotel. Danach ging es mit dem Shuttle-Bus auf Sight-Seeing-Tour durch die Stadt. Der Verkehr ist unglaublich. Nicht nur unheimlich dicht, sondern es gilt ein ganz anderes Regelverständnis als in Deutschland. Hier wird so gefahren wie, es die Verkehrssituation erlaubt und verlangt, was impliziert, dass jeder mit dem Selbstverständnis fährt, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll fahren und niemend auf seinem Recht beharrt. Das wirkt zwar auf den ersten Blick völlig chaotisch, funktioniert aber erstaunlich gut. Allerdings verschiebt das die Grenze zum Verkehrsinfarkt nur etwas nach hinten. Die Teheraner U-Bahn wird deswegen auch mit Höchstgeschwindigkeit ausgebaut, wie man uns sagte. Unsere Fahrt führte uns in ein Militär-Museum in einem ehemligen Palast des Schars oberhalb der Stadt am Fuße des schneebedeckten Elbursgebirges. Nach einem großen Park mit weiteren Museen und Austellungen besuchten wir den „kleinen Bazar“ und die „Emamzadeh Saleh Moschee“ im oberen Teil Nord-Teherans. Selbsverständlich tragen die Frauen unserer Gruppe ein Kopftuch und für die Moschee legen sie das Chador an, welches am Eingang geliehen werden kann. Die Moschee mit ihren blauen Mosaik-Türmen vor den Schneegpifeln des Elburs ist sehr beeindruckend. Der Basar ist unglaublich
wuselig und es gibt dort wirklich nichts, was man nicht kaufen könnte. Mein erster Eindruck nach einem Tag Teheran: Eine moderne Metropole mit Verkehrsproblem. Die Leute laufen so selbstveständlich wie bei uns mit Smartphone und sonstigen Accessoires der Moderne durch die Stadt. Die Stadt wirkt quirlig und zumindest entlang unserer Routen sehr gepflegt und sauber, was angesichts der unglaublich vielen Menschen die hier herumwuseln schon erstaunlich ist. Die Teheraner sind sehr kontaktfreudig und freundlich. Überall wird man angesprochen, wenn man erstmal als Tourist erkannt wird.
Erstaunlich viele sprechen Deutsch oder Englisch. Am Abend geht es dann mit dem Schuttle-Bus in das Bergdorf Polour am Fuß des Damavand. Dort quartieren wir uns in der Talherberge des iranischen Alpenvereins ein. Die Bewirtung erfolgt durch unsere iranischen Reiseleiter Ramin und den iranischen Berführer Baitola. Unglaublich gutes und reichhaltiges Essen. Der Standard der Unterkunft entspricht dem von europäischen AV-Hütten.
Der zweite Tag:
Aklimatisierungstour auf den Changiz Khale (ca. 4000m) Um Viertelvorfünf erfolgt der Weckruf. Nach schnellem Frühstück brechen wir um halbsechs auf und fahren verteilt auf 2 uralte Geländewagen einige einige Kilometer
in ein benachbartes Hochtal in das Bergdorf Salem (2600m), welches nörldlich der Dobra-Berge gelegen ist. Auf den Nordhängen liegt oberhalb von etwa 3200m noch durchgehend Schnee und in den tief eingeschnittenen Rinnen teilweise runter bis auf 2800m. Die Dobrakette hatte eine durchgehende Kammhöhe an die 4000m mit wenig ausgeprägten Gipfelaufbauten. Die Hänge sind riesig und haben eine eher große durchschnittliche Steilheit zwischen 25 und 35 Grad. Also ideales Skigelände. Im Rücken steht unser Ziel, der mächtige und alles überragende Damavand. Er ist so übergroß, dass ich mir Besteigung noch gar nicht so recht vorstellen kann.
Die Gruppe ist recht unterschiedlich aufgestellt. Es gibt einige jüngere, zu denen ich mich mit 44 Jahren auch noch zählen würde und einige deutlich Ältere und somit auch tendenziell große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit. Aber unsere beiden Bergführer Stefan und Baitola legen ein so langsames Tempo vor, dass alle gaaanz entspannt mitkommen. Mir gehts natürlich viel zu langsam, lasse mich aber belehren, dass der Höhenreiz für die Aklimatisierung viel besser funktioniert, wenn man gar nicht erst außer Atem gerät. So zuckeln wir also bei bestem Wetter in Richtung einer unebdeutenden Graterhebung mit dem Namen Changiz Khale. Der Höhenmesser zeigt knapp 4000m. Oben bläst ein sehr kräftiger Wind, aber es ist nicht kalt und die Sonne brennt erbarmungslos. Gut, dass ich den Sonnehut dabei habe. Die Abfahrt nach ausgiebiger Gipfelrast erfolgt auf bestem Firn durch eine große Rinne fast bis ins Tal. Unten erwarten uns die beiden Jeep-Fahrer schon mit Getränken. Allerdings auf der falschen Seite des Baches. Barfuß traue ich mich da nicht durch…
Dritter Tag: Aklimatisierungstour auf den Dobra-Hauptgipfel.
Wieder straten wir im Dorf Salem. Und tragen unsere Ski erstmal gut eine halbe Stunde zum Schnee und steigen diesmal in einer engen Schlucht ein. Bald öffnet sich diese jedoch zum breiten und ideal geneigten Kar. Das Wetter ist heute leider nicht so stabil. Zunächst noch sonnig, ziehen mit böigem Wind bald Wolken auf und es tröpfelt etwas. Die Sicht bleibt aber gut. Diesmal haben wir einen richtigen Gipfel mit ca. 4100m und auch einen großen Steilhang mit 40 Grad, den wir aus Sicherheitsgründen nur einzeln befahren. Das diffuse Licht hat den Schnee ganz schön aufgeweicht. Unten werden wir wieder von den Fahrern erwartet und erstmal mit Zitronenbier (alkoholfrei) versorgt. Eine Supertour mit einer 1300 Höhenmeter langen Firnsause. Das muss man in den Alpen erstmal finden. In Polour werden wir wieder fürstlich bekocht. Am Abend kommt ein kräftiges Gewitter auf und es schüttet die halbe Nacht.
Vierter Tag: Ruhetag.
Wegen tendenziell schlechter Schneeverhältnisse und Lawinengefahr wegen des vielen Regens in der
Nacht. Dafür unternehmen wir einen Ausflug in das direkt am Damavand-Südhang gelgene Dorf Rhine mit seinen heißen Quellen. Dort gehen wir in so einen heißen Schwefelwasserpool, im Untergeschoss eines Privathauses. Etwas mulmig ist mir schon, als ich sehe, wie sehr der schwefelhaltige Dampf den Stahlträgern der Konstruktion des Hauses zusetzt. Blos kein Erdebeben jetzt …
Baitola ist nicht nur ein exzellenter Skifahrer sondern auch ein ausgesprochen guter Masseur, der jeden von uns nach dem heißen Bad druchknetet. Die Mädels natürlich nicht, die sind auch in einem anderen Becken in einem anderen Raum. Abends laufen wir nochmal so durch Polour und beobachten einen Metzger, der ein Schaf quasi auf der Straße schlachtet, werden von einem Maserati-Fahrer zu frischen Erdbeeren eingeladen und kehren auf dem Heimweg in einer Teestube ein.
Fünfter Tag: Aufstieg zur Bargah-e-Sewom Hütte (4180m).
Mit den Jeeps geht es auf einer sehr holprigen Piste am Südhang des Damavand hinauf bis zur Damavandmoschee in etwa 3000m Höhe.
Vom Schnee ist hier weit und breit nichts zu sehen. Unsere Ski und Skistiefel und Schlafsäcke und Lebensmittel sollen dort auf Esel gepackt werden, damit wir das Zeug nicht selbst hochtragen müssen. Welch Luxus! Die Esel müssen aber erst noch eingefangen werden. Also gehen wir schon mal los. Das Wetter ist wieder bestens, nur ziemlich windig, was für den morgigen Gipfeltag nichts Gutes ahnen lässt. Hoffentlich habe ich genug warme Sachen dabei… Die Bargah-e-Sewom Hütte ist eine recht moderne bewartete Selbsversorgerhütte des iranischen Alpenvereins. Es gibt jedoch kein fließendes Wasser und nur ziemlich derbe Plumsklos außerhalb, was sehr schnell Erinnerungen an die Klo-Situation am Elbrus-Basislasger wachruft. House of Pain. Wer dort war, weiß was ich meine ;-). Die Hütte ist nicht beheizt und entsprechend sitzen wir mit unserer wärmsten Kleidung in der Gaststube. Die Stimmung ist trotzdem super. Es gibt genug zu essen und zu trinken und es wird getanzt und gesungen! In den kalten Lagern sind die warmen Schlafsäcke sehr viel wert. Draußen tobt Nachts ein richtiger Schneesturm bei deultichen Minusgraden. Wenn das mal gut geht am nächsten Tag…
Sechster Tag: Gipfeltag Damavand (5671m).
Wegen des eisigen Windes wurde beschlossen, die Sache eher etwas später angehen zu lassen und erst bei Sonnenaufgang zu starten. Eine sehr gute Idee wie ich finde. Es sind zwar 1500 Höhenmeter bis zum Gipfel in dünner Luft, aber technische Schwierigkeiten sollte es keine geben und runter gehts auf den Ski auch schnell, wenn man erst spät am Gipfel sein sollte. Nach entspanntem Frühstück stehen wir bei Tagesanbruch vor der Hütte. Am Horizont leuchtet noch das Lichtermeer von Teheran herauf. Es ist bitterkalt (geschätzt -10 Grad und sehr windig). Ich habe noch nicht alles warme angezogen, und habe noch eine Thermojacke und einen Fleecepulli im Rucksack. Parallel startet eine andere Gruppe aus Innsbruck Richtung Gipfel. Erstmal gehts recht zügig voran, so dass mir trotz des eisigen Windes bald zu warm wird, obwohl ich über dem Merino nur einen dicken Wollpulli und einen dünnen Anorak trage. Je höher wir kommen, desto stärker wird der Wind. Ab 4500m treibt der Sturm den Neuschnee der letzten Nacht von links über die Rippen des gut 30 Grad steilen Hanges,
so dass die Sicht teilweise stark reduziert wird. Wegen der Kälte müssen die ersten beiden aus der Gruppe den Rückzug antreten. Da dies noch in Sichtweite zur Hütte ist, kann dies ohne Führerbegleitung erfolgen. Auf etwa 4900m bringt uns der Wind zeitweise zum stehen. Orkanböen bringen uns manchmal ganz aus dem Gleichgewicht. Daher beschließt der größere Teil der Gruppe den Aufstieg abrechen zu wollen. Der Sturm heult brachial ist schneidend kalt und mit Eiskristallen bespickt. Ich ziehe mir nun wirklich alles an was ich
dabei habe. Gar nicht so einfach, ohne das einem was wegfliegt. Nur die dicken Fausthandschuhe ziehe ich nicht an, weil ich damit praktisch nichts mehr richtig greifen kann. Meine Hände sind aber auch warm. Der Inhalt meiner Wasserfasche ist hingegen zu Eis erstarrt und somit nutzlos, ich habe aber noch eine Thermoskanne Tee dabei. Baitola kehrt mit dem Großteil der Gruppe zur Hütte zurück. Schade, denn ich hätte mich für alle gefreut, wenn sie den Gipfel erreichen. Unser Bergführer Stefan will mich bis zum Gipfel führen, sofern ich da noch hinwill. Aber natürlich will ich das! Ich lass mich doch von dem wehenden Lüftchen nicht vertreiben! Aber so ganz sicher bin ich mir nicht, wieviel stärker der Wind noch werden darf, bevor es wirklich kein Weiterkommen mehr gibt. Aber ich bin motiviert, vom Wind abgesehen sieht das Wetter stabil aus und es ist noch nicht mal Mittag. Also steigen wir weiter im gleichmäßig geneigten Gelände auf. Allerdings wird der Schnee immer weniger, je höher wir kommen, der Sturm bläst ihn einfach weg. Deshalb lassen wir auf etwa 5200m die Ski zurück, sturmfest zwischen den Felsen, und gehen zu Fuß weiter. Das erweist sich leider als äußerst mühsam, weil der untergrund aus völlig losem Vulkangeröll besteht. Der Kies bricht bei jedem Schritt unter dem Schuh weg und man macht einen halben Schritt rückwärts. So kommen wir nur noch sehr langsam voran und die dünne Luft tut ihr übriges. Aber wir haben Zeit. Es ist erst Mittags und es wird noch lange nicht dunkel. Zudem weht der Wind hier oben aus einer etwas anderen Richtung, so dass wir mehr im Windschatten der Hangrippen gehen können. Bald wird mir auch wieder warm. Anhand der aus dem Krater aufsteigenden Dampfwolken, und deren Zugeschwindigkeit können wir in etwa die Entfernung zum Gipfel abschätzen. Auf den letzten hundert Höhenmetern wird es nochmal spannend, weil der Wind uns teilweise den schwefeligen Hauch der der Hölle entgegen bläst. Wir umgehen
die Ausgasungsstelle auf der windzugewandten Seite und müssen dafür etwas durchs felsige Gelände. Früher als erwartet stehen wir am Rand des flachen eisverfüllten Kraters wo es an einigen Stellen heiß und schwefelig herausdampft. An einigen Stellen ist der Boden so heiß, dass gar kein Schnee liegt und man sich nicht mal hinstellen kann und Schmelzgefahr für die Skistiefel besteht. Auch herrscht hier oben erstaunlicherweise plötzlich fast Windstille, weil der Sturm im hohen Bogen über den Krater fegt und nicht hinein kommt. Wir gehen noch halb um den Krater herum bis zur Inschrifttafel die fast am höchsten Punkt steht. Ein sehr emotionaler Moment, hier oben zu stehen.
Die Aussicht ist Atemberaubend, der Berg ist viel höher als Alles in der Umgebung. Am Horizont im Norden können wir das kaspische Meer erahnen. Obwohl es sich in der Sonne und ohne Wind gut aushalten lässt, bleiben wir nicht lange. Es ist schon 14 Uhr und wir haben noch einen langen Weg vor uns und wollen den Rest der Gruppe nicht zu lange warten lassen.
Erstmal geht’s wieder um den Krater, dabei erwische ich leider einen Atemzug aus so einer Schwefelwolke. Mir wird fast schwarz vor Augen und ich bekomme Magenkrämpfe! Es dauert fast eine halbe Stunde, bis die Beschwerden wieder fort sind, da sind, da sind wir aber schon wieder bei unseren Ski angelangt. Runter gehts in dem Vulkanshutt zu Fuß nämlich sehr schnell. Mit den Ski haben wir auf dem sturmverpressten Schnee zwar keine große Freude, aber dafür sind wir doch recht schnell wieder bei der Hütte. Nach einer kurzen Stärkung geht es von dort mit den Ski weiter bis etwa eine halbe Gehstunde vor die Moschee, wo die die Gruppe und die Fahrer auf uns warten. Die Abfahrt nach der Hütte durch einige schmale Rinnen war anders als weiter oben eine tolle Abfahrt auf gutem Firn. Die anderen Teilnehmer wollten leider keinen zweiten Gipfelversuch. Dabei wäre ich gerne auch nochmal mitgegangen, so beeindruckend war es dort oben. So kehrten wir aber nach Polour zurück.
7. Tag: Reise nach Niasar und Kashan
Aus Bergen fahren wir mit einem Kleinbus an Teheran vorbei in die Wüste nach Süden. Dort fahren wir zunächst in das am Rand des Kuhrudgebirges gelegene Dorf Niasar. Eine durch Wasser aus dem Gebirge gespeiste Oase in der Wüstenlandschaft. Später geht es in die Wüstenstadt Kashan, die auch am Rand de Kuhrudgebirges liegt. Dort besuchen wir den Bazar und einige historische Sehenswürdigkeiten und eine große Moschee. Dort können wir zufällig einer Chorprobe lauschen. Bis wir zurück in Teheran sind, ist es späte Nacht. Wir übernachten wieder im Hotel.
8. Tag: Teheran.
Wir besuchen das Iranische Nationalmuseeum, in welchem wir vieles über die Geschichte des Irans erfahren. Mich beindruckt, wie für in dieser Region schon Hochkulturen existiert haben, als Europa noch im Stainzeitalter war. Später laufen wir noch durch die Stadt und besuchen den großen Bazar. Dieser Bazar ist von unvorstellbarer Größe und eine wahrer Irrgarten. Meine größte Sorge hier war tatsächlich, nicht mehr hinaus zu finden, den Anschluss zur Gruppe zur verlieren und dann auch nicht zu wissen wie ich wieder in das Hotel zurückfinde. Aber unsere Iranischen Begleiter Ramin und Reza behalten den Überblick und halten die Gruppe zusammen. Abends sind wir in einem Iranischen Pub. Wir hören Live-Musik rauchen Shisha und werden mal wieder extrem gut verköstigt. Schade, dass dies schon der letze Abend ist. Alleine Teheran gäbe es sicher noch genug zu entdecken für eine weitere Woche Urlaub. Eine unglaublich spannende Stadt.
9. Tag: Rückreise nach Grainau an der Zuspspitze.
Schon bei Sonnenaufgang sind wir am Flughafen. Die Luft ist heute so klar, dass der Damvand uns bis ins Terminal hinterhergrüßt. Über Istanbul geht es ohne weitere Zwischenfälle zurück nach München.
Fazit: Das war eine sehr spannende Skitouren-Reise. Stand das Bergziel am Anfang der Planung und Vorbereitung ganz im Vordergrund, so wurde der Berg angesichts des exotischen Reiseziels später eher unwichtig. Vieles was ich vorher über den Iran gedacht hatte, habe ich revidiert. Es war so völlig anders als das, was uns in den Medien kommuniziert wird. Der Iran ist kein rückständiges Land, welches im finsteren Mittelalter lebt, und dessen Alltag von fundamentalistischem Islam bestimmt wird. Vielmehr ist der Iran ein modernes Land mit vielen Möglichkeiten, vielen gebildeten Leuten in Aufbruchstimmung. Ich würde jederzeit wieder dorthin reisen, weil es noch viel zu entdecken gibt dort. Nicht nur hohe Berge. Natürlich bleibt der Damavand ein großartiges Bergziel, dass trotz seiner großen Höhe relativ einfach zu erreichen ist. Relativ nah an Teheran gelegen und touristisch gut erschlossen. Die Landschaft ist großartig und nicht mit den Alpen zu vergleichen. Zurück in unserem kleinen Holzhaus in Grainau am Fuß des Waxensteins und der Zugspitze fühle ich mich wieder ganz zu Hause. Unsere Berge sind auch schön, aber im Iran war ich sicher nicht zum letzten mal.